Die Wolke des Nichtwissens

Die Wolke des Nichtwissens (engl.: The Cloud of Unknowing) ist der Titel einer Schrift über den mystischen Weg, die am Ende des 14. Jahrhunderts (um 1390) in England in mittelenglischer Volkssprache entstanden ist. Weil der Autor seinen Namen in seinem Werk nicht preisgibt, hat es sich in der Forschung eingebürgert, vom Cloud-Autor zu sprechen.

Das zentrale biblische Bild, das der Schrift ihren Namen gegeben hat, ist die Wolke am Gipfel des Gottesberges Sinai, innerhalb derer Mose Gott erfahren durfte (Exodus 16,10). Damit ist auch der zentrale Inhalt des Werkes benannt: Die geistliche Einung des Menschen mit Gott, bei welcher der Mensch über den normalen Erkenntnisbereich der begreifenden Vernunft hinaus gerät, und so Gott auf übervernünftige Weise erfährt.

Die geistliche Unterweisung des Cloud-Autors enthält psychologische Details, die, obwohl ganz vom Christentum her entwickelt, eine gewisse Strukturanalogie zu asiatischen Kontemplationsformen, insbesondere zum Zen-Buddhismus, aufweisen. Die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Schrift „Wolke des Nichtwissens“ im 20. Jahrhundert geschah gerade auch durch Anhänger oder Sympathisanten der christlichen Zen-Bewegung. Aus diesem Grund hat sich sowohl in den angelsächsischen Ländern wie auch in Deutschland eine lebendige interreligiöse Diskussion entzündet, in der immer wieder kontrovers über die „Wolke des Nichtwissens“ disputiert wurde (im deutschsprachigen katholischen Raum besonders von Willi Massa, Willigis Jäger und Hans Urs von Balthasar).


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